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Drei etwas merkwürdige Abstimmungen...
Ich glaube, mittlerweile ein ganz brauchbares Strickmuster für die Analyse von Urnengängen gleich welcher Art entwickelt zu haben: Meine Analyse der Abstimmungen vom 17.5.2009 zeigt, dass die Komplementärmedizin eigentlich kein politisches Thema ist, dass bei einer Zweckallianz zwischen Links und Rechts oft die Mitte lacht - und schliesslich auch, dass der handfeste eigene Vorteil auch in der kantonalen Politik manchmal eine entscheidende Rolle spielt. Öffentliche Güter sind ja nicht zuletzt deshalb so beliebt, weil sie letztlich privat sind.
Personenfreizügigkeit und Pauschalsteuerabschaffung
Meine Interpretation der Resultate der "historischen" Abstimmung zur Ausdehnung der Personenfreizügigkeit und zur Abschaffung der Pauschalsteuer zeigt zweierlei: Die Haltung zur Personenfreizügigkeit ist wahrscheinlich nach wie vor durch die ideologische Brille bestimmt und nicht durch die persönliche Betroffenheit durch die schwächelnde Konjunktur. Geht es hingegen um Steuerprivilegien für die Superreichen kann der Blick aufs eigene, vergleichweise leere Portemonnaie politischen Werthaltungen auch in die Quere kommen. Die winzige Alternative Liste hat einen exzellenten Riecher für ein Privileg ohne Lobby gehabt ....
Über die Möglichkeit der Pauschalbesteuerung wird im November 2014 gesamtschweizerisch befunden, was den Tages-Anzeiger veranlasste meine bereits etwas angejahrten Überlegungen wieder hervorzukramen (20.10.2014). Ob die Linke damit, wie im Kanton Zürich nun endlich, endlich einmal punkten kann, ist meiner Meinung nach offen. Im Kanton Zürich waren die Steuersubstratsverluste - wenn überhaupt nachweisbar - zwar Peanuts. Ich bin gespannt auf die Entscheidung der Romandie, wo die Hörner des Dilemmas viel spitzer sind als hierzulande: Man ist gleichzeitig etliches linker - aber von den Steuererträgen der Privilegierten auch viel stärker abhängig....
alltägliches Verkehrsverhalten unter der Lupe
Ohne die Option einer beinahe unbegrenzten, im Vergleich zu früher fast kostenlosen Mobilität für jedermann, wäre eine moderne postindustrielle Gesellschaft wie die Unsrige undenkbar. Sie erweitert den Erfahrungshorizont des Individuums, sie erlaubt die räumliche Trennung der Lebensbereiche, von Arbeits- und Wohnort zumal - sie ist aber auch die conditio sine qua non unseres Siedlungsbreis. Meine Studie zum Zürcher Verkehrsverhalten "Öffentliche oder private Mobilität" analysiert Entwicklungen und aktuelle Strukturen des Mobilitätsverhaltens im Einzugsgebiet der Metropole Zürich auf der Grundlage des Mikrozensus Verkehr (wie bereits vor fünf Jahren einmal). Aufschlussreich sind die (Mehrzahl der) Leserkommentare zum Tages-Anzeiger Artikel dazu (6.12.2008): Denn in ihrer zumeist unreflektierten Anspruchshaltung bestätigen sie meine Vermutung (siehe das Fazit der Studie), dass eine wesentliche Verminderung des Mobilitätsvolumens, oder zumindest eine erhebliche Verlagerung auf den weniger ressourcenintensiven ÖV sehr unwahrscheinlich ist ohne einen kräftigen exogenen Schock, der die Kosten der fossilenergiegetriebenen Individualmobilität massiv und schmerzhaft erhöht. Gutes Zureden und schnellere Bahnen helfen da gar nichts. Wie jedes günstige Aktionsangebot wird auch dieses selbstverständlich genutzt: Aber eben weitgehend zusätzlich; nicht, wie man gehofft hat, alternativ.
Ein vielfältiger Abstimmungstermin auf einen Blick
Will man sich von den elf kantonalen und schweizerischen Abstimmungen vom 30.11. 2008 nicht verwirren lassen, so lohnt sich vielleicht ein Blick auf meine Analyse dazu (siehe auch den Artikel im Tages-Anzeiger vom 10.12. 2008 " Freisinnige stimmten fast wie SP-Wähler"). Die völlig disparaten Thematiken - vom Hundegesetz über das Zootram bis zur AHV-Altersflexibilisierung bilden zusammen fast so etwas wie eine Windrose im Koordinatensystem der kantonalzürcherischen Politik. Nord und West und Süd zersplittern .... Fragt man in den Hohlraum hinein, in dem sich Volkes Wille befinden soll, so tönt eben ein vielfältiges Echo zurück. Zur Stimmbeteiligung ein Interview in der Online Ausgabe des Tagesanzeigers.
Wirklich weltbewegend waren sie...
... ja nicht, die beiden kantonalen Vorlagen, die am letzten Septemberwochenende 2008 zur Abstimmung kamen. Immerhin galt es mit all den Alternativen, Gegenvorschlägen und - erstmals relevanten - Stichfragen nicht weniger als sechs Resultate zu interpretieren. Mein Versuch dazu findet sich hier. Zu den treuen Lesern scheint auch der Verfasser des Weiacherblogs zu gehören; ein Echo aus dem Zürcher Unterland, das ich sehr erfreulich finde.
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