Mobilisierungseffekte würden bei Abstimmungen oft interessieren; Evidenz dafür lässt sich aber - zumindest mit Aggregatsdaten - nur selten beibringen; eine Ausnahme war beispielsweise die Minarettinitiative von 2009. Doch bei den beiden Initiativen, der eidgenössischen "Aufhebung der Wehrpflicht" und der kantonalen für "Mehr Demokratie" gibt es nun doch Hinweise darauf, wie meine Analyse der Resultate aufzeigt: Die Armee bringt zwar nicht mehr 71 Prozent der Stimmbürgerschaft an die Urne, wie 1989, aber, wie es scheint, doch etwa acht zusätzliche (um soviel lag die Stimmbeteiligung über dem langjährigen Mittel), die wahrscheinlich eher nationalkonservativ waren, und so das Resultat etwas nach unten drückten.

Das - so meine Hypothese - hat auch der kantonale Vorlage geschadet, die für sich genommen wohl nicht allzuviele hinter dem Ofen hervorgelockt hätte, aber dieselben Gegner hatte - die übrigens, um den Bogen zu schlagen, auch die Befürworter der Minarettinitiative waren. Es ist plausibel, dass das aus soziodemographischen Gründen wohl eher stimmabstinente konservative Potential sich am ehesten zusätzlich mobilisieren lässt durch Vorlagen, die seinen Nerv treffen.

Interessant sind auch die Verschiebungen in der regionalen Geometrie der Haltung zur Armee: Ein Zürich(-Winterhur) vs. Restkanton-Graben hat sich da in vergangenen Vierteljahrhundert zusehends geöffnet. Die relativ gesehen zunehmende Akzeptanz der Armee in den bevölkerungsstarken Agglogemeinden im Glatt- Limmat- und Aatal, kann durch den Aufstieg der SVP zwar erklärt werden. Die Radikalisierung der Städte in die andere Richtung muss aber einen anderen Grund haben - denn auch dort hat der SVP-Wähleranteil beträchtlich zu- und nicht abgenommen.  

Damit nicht genug: interessant war auch das Zürcher Oberland und seine sonderbare flächendeckende Ablehnung des Epidemiengesetzes, die sich kaum anders denn als Rückstände der schwärmerisch-freikirchlichen Tradition dieses kantonalen Berggebietes erklären lassen.